Nach Bekanntwerden des "Medizinskandals bundesweiter Tragweite", wie es der Richter formulierte, wurden 1700 Männer und Frauen aufgefordert, sich auf Hepatitis C testen zu lassen. Sie alle wurden im untersuchten Zeitraum in dem Krankenhaus von dem Narkosearzt behandelt.
Hepatitis C ist eine Krankheit, die oftmals unentdeckt bleibt, allerdings auch schwerwiegende Spätfolgen haben kann. Laut der Deutschen Leberhilfe heilt die Infektion in 20 bis 50 Prozent der Fälle binnen eines halben Jahres von alleine aus. In den anderen Fällen werde die Leberentzündung chronisch und bleibe im Körper. Nach 20 bis 30 Jahren könnten dann bei einigen Betroffenen Zirrhose und Leberkrebs auftreten. "Durch neue Medikamente ist Hepatitis C jedoch heute fast immer heilbar", betont der Selbsthilfeverein.
Update vom 30.06.2023, 6.30 Uhr: Gericht verkündet heute Urteil nach Hepatitis-Skandal
Im Prozess um die Ansteckung von mehr als 50 OP-Patienten mit Hepatitis C will das Landgericht Augsburg am Freitag ab 9 Uhr das Urteil verkünden. In dem Prozess hatte ein 61 Jahre alter Anästhesist zugegeben, dass er seine Patienten mit der Leberentzündung infiziert hat. Der Arzt hatte selbst Hepatitis C, wusste es damals aber noch nicht.
Der Staatsanwalt hat wegen gefährlicher Körperverletzung drei Jahre Gefängnis für den Narkosearzt verlangt, der Verteidiger plädierte auf ein mildes Urteil und eine Bewährungsstrafe. Zu der Übertragung der Krankheit war es gekommen, weil sich der Mediziner selbst regelmäßig von den für die Patienten bereitstehenden Opiaten etwas abgezweigt hat und dabei offenbar Hygieneregeln missachtet hat.
Wegen einer chronischem Darmerkrankung hatte sich der Mann die Schmerzmittel gespritzt. Zudem litt er auch schon lange an einer Depression. Der psychiatrische Gutachter sagte in dem Prozess, dass der Angeklagte daher möglicherweise auch vermindert schuldfähig sei.
Anästhesist steckt Patienten an - teure Folgen für Krankenhaus
Zu der Serie von Hepatitis-Erkrankungen war es in der kommunalen Donau-Ries Klinik in Donauwörth in den Jahren 2017 und 2018 gekommen. In der Folge sollten sich rund 1700 dort behandelte Männer und Frauen testen lassen, 51 Infektionen sind nun Gegenstand des Prozesses. Die Versicherung des Krankenhauses hat rund 2,6 Millionen Euro aufwenden müssen, um an die betroffenen Patienten Schmerzensgeld auszuzahlen.
Hepatitis C ist eine Krankheit, die oftmals unentdeckt bleibt, allerdings auch schwerwiegende Spätfolgen haben kann. Laut der Deutschen Leberhilfe heilt die Infektion in 20 bis 50 Prozent der Fälle binnen eines halben Jahres von alleine aus. In den anderen Fällen werde die Leberentzündung chronisch und bleibe im Körper. Nach 20 bis 30 Jahren könnten dann bei einigen Betroffenen Zirrhose und Leberkrebs auftreten. "Durch neue Medikamente ist Hepatitis C jedoch heute fast immer heilbar", betont der Selbsthilfeverein.
Update vom 23.06.2023, 9.30 Uhr: Staatsanwaltschaft verlangt drei Jahre Haft
Nach dem Skandal um Hepatitis-C-Infektionen von zahlreichen Patienten einer Klinik im nordschwäbischen Donauwörth hat die Staatsanwaltschaft für einen Narkosearzt drei Jahre Gefängnis gefordert. Nach Überzeugung des Staatsanwalts hat der Mediziner 51 OP-Patienten des Krankenhauses durch mangelhafte Hygiene infiziert. Der Ankläger wertet dies als gefährliche Körperverletzung.
Der Verteidiger sah hingegen nur ein fahrlässiges Handeln seines Mandanten. Er verlangte eine Haftstrafe zur Bewährung. Das Landgericht Augsburg will das Urteil am 30. Juni verkünden.
Mediziner war selbs mit Hepatitis C infiziert - so fand Übertragung statt
In den Jahren 2017 und 2018 gab es bei Patienten eine Häufung von Hepatitis-C-Fällen. Mehr als 1700 Frauen und Männer sollten sich testen lassen. Letztlich ergab sich, dass der selbst mit Hepatitis C infizierte Anästhesist bei Operationen seine Patienten angesteckt hat. Er war medikamentenabhängig und hatte wegen einer schmerzhaften Darmerkrankung regelmäßig Narkosemittel für sich selbst abgezweigt. Dabei soll er die für die Patienten vorgesehenen Opiate verunreinigt haben.
Zu Beginn des Prozesses hatte der 61 Jahre alte Mediziner die Übertragung seiner Infektion an die Patienten eingeräumt. Der Mann wusste demnach damals allerdings selbst noch nicht, dass er Hepatitis C hat.
Der Verteidiger wies deswegen auch auf aus seiner Sicht mangelhafte Kontrollen in dem Krankenhaus hin, wofür die Klinikleitung und das Gesundheitsamt verantwortlich seien. Wäre das Personal jährlich auf Hepatitis C getestet worden, hätte die Serieninfektion der Patienten verhindert werden können, sagte der Anwalt.
Anästhesist vermindert schuldfähig?
Der psychiatrische Gutachter hatte in dem Prozess erklärt, dass der beschuldigte Narkosearzt möglicherweise auch vermindert schuldfähig sei. Denn der 61-Jährige leidet seit etwa zwei Jahrzehnten auch an einer Depression, die er anfangs aber nur selbst behandelt hat. Mittlerweile ist er deswegen in Therapie. Der Mann hat seine ärztliche Approbation auch freiwillig zurückgegeben. Der Staatsanwalt will trotzdem auch ein lebenslanges Berufsverbot erwirken.
Hepatitis C ist eine Krankheit, die oftmals unentdeckt bleibt, allerdings auch schwerwiegende Spätfolgen haben kann. Laut der Deutschen Leberhilfe heilt die Infektion in 20 bis 50 Prozent der Fälle binnen eines halben Jahres von alleine aus. In den anderen Fällen werde die Leberentzündung chronisch und bleibe im Körper. Nach 20 bis 30 Jahren könnten dann bei einigen Betroffenen Zirrhose und Leberkrebs auftreten. "Durch neue Medikamente ist Hepatitis C jedoch heute fast immer heilbar", betont der Selbsthilfeverein.
Update vom 19.04.2023, 19.40 Uhr: Nach Hepatitis-C-Infektion von 51 Patienten - Arzt entschuldigt sich
Die Patienten gingen in die Donau-Ries Klinik im nordschwäbischen Donauwörth, um wieder gesund zu werden. Doch im OP-Saal wurden sie mit einer schweren Krankheit angesteckt. Ein Narkosearzt übertrug ihnen seine eigene Hepatitis-C-Infektion, von der er nichts wusste - mindestens 51 Menschen erkrankten. "Es tut mir sehr leid", sagte der Mediziner am Mittwoch beim Prozessbeginn vor dem Landgericht Augsburg. Die bei Operationen übertragene Infektion streitet der 60-Jährige nicht ab, sagte aber: "Letztendlich ist es so, dass ich es nicht erklären kann, wie es dazu gekommen ist."
Der Fall löste ab Herbst 2018 einen immer größer werdenden Skandal aus. Zunächst ging das Gesundheitsamt von Einzelfällen aus. Später wurden mehr als 1700 Männer und Frauen, die alle von dem Anästhesisten behandelt wurden, zu Hepatitis-C-Tests aufgefordert. Bei rund 60 davon sah die Behörde die Übertragung nachgewiesen, aber nicht alle Fälle sind nun auch Teil des Strafverfahrens. Die Versicherung des Krankenhauses hat mittlerweile nach eigenen Angaben mit den meisten Betroffenen Schmerzensgeldzahlungen vereinbart. Im Detail ist noch unklar, wie es zu der Übertragung kam. Der Angeklagte, der inzwischen seine ärztliche Approbation zurückgegeben hat und Rentner ist, berichtete vor Gericht davon, dass er fast während seiner gesamten ärztlichen Karriere unter psychischen Problemen und einer Darmerkrankung gelitten habe.
Der Mann arbeite seit den 90er Jahren in etlichen bayerischen Krankenhäusern als Narkosearzt, beispielsweise in München oder in Weiden in der Oberpfalz. Nach seiner Zeit in Donauwörth war er unter anderem kurz in Aalen in Baden-Württemberg beschäftigt. In der Donauwörther Klinik war er zuvor rund ein Jahrzehnt, die meiste Zeit als Oberarzt. Damit er trotz seiner Erkrankungen arbeitsfähig bleibt, zweigte er dort die für OPs vorgesehenen Opiate ab und spritze sie sich selbst. Einmal erwischte eine Krankenschwester den Mann im OP mit einer Nadel im Arm.
Das Gericht will nun klären, wie das Blut des Narkosearztes in den Körper der Patienten gelangen konnte. Der 60-Jährige betonte, er habe die Utensilien eigentlich immer getrennt und die Hygienevorschriften eingehalten. Eine bewusste Infizierung der Patienten stritt er ab. "Das ist nicht der Fall", sagte er. Letztlich sei es ja auch nur bei 50 von 1700 Patienten zu einer Übertragung gekommen, meinte er.
Schon vor dem Prozess hatte es zwischen den Richtern, Staatsanwaltschaft und Verteidigern Gespräche über ein mögliches Strafmaß gegeben. Die Anwälte des Mannes brachten eine Bewährungsstrafe ins Spiel, die Staatsanwaltschaft schließt das aber aus. Den Anklägern schwebt eher eine mehrjährige Gefängnisstrafe wegen gefährlicher Körperverletzung und anderer Straftaten wie Unterschlagung der Klinikmedikamente vor. Die Strafkammer will nun in zwölf Verhandlungstagen zahlreiche Zeugen vernehmen, ein Urteil könnte es Mitte Juli geben.
Hepatitis C ist eine Krankheit, die mangels Symptomen oftmals unentdeckt bleibt, allerdings auch schwere Spätfolgen haben kann. Laut der Deutschen Leberhilfe heilt die Infektion in 20 bis 50 Prozent der Fälle binnen eines halben Jahres von alleine aus. In den anderen Fällen werde die Leberentzündung chronisch. Nach 20 bis 30 Jahren könnten dann bei einigen Betroffenen Zirrhose und Leberkrebs auftreten. "Durch neue Medikamente ist Hepatitis C jedoch heute fast immer heilbar", betont der Selbsthilfeverein.
Update vom 19.04.2023, 8.30 Uhr: Nach Hepatitis-C-Infektion von 51 Patienten steht Arzt vor Gericht
Nach dem Skandal um zahlreiche Hepatitis-Infektionen bei Patienten des Krankenhauses im nordschwäbischen Donauwörth steht ab Mittwoch, 9 Uhr, ein Narkosearzt vor Gericht. Der 1962 geborene Mediziner soll in den Jahren 2017 und 2018 bei Operationen mindestens 51 Patienten mit Hepatitis C angesteckt haben. Das Landgericht Augsburg plant zwölf Verhandlungstage, ein Urteil könnte es Mitte Juli geben.
Der Fall wurde vor fast fünf Jahren bekannt und zog umfangreiche Ermittlungen nach sich. Anfangs ging das Gesundheitsamt nur von vier bis fünf Fällen aus. Letztlich wurden von der Behörde mehr als 1700 Männer und Frauen, die von dem beschuldigten Mediziner in der kommunalen Klinik behandelt wurden, aufgefordert, sich auf Hepatitis C testen zu lassen.
Der angeklagte Anästhesist war insgesamt rund zehn Jahre in dem Krankenhaus beschäftigt. Laut Anklage hatte er wegen einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung jahrelang Opiate, die eigentlich für die Patienten während der OPs vorgesehen waren, abgezweigt und sich selbst verabreicht, um arbeitsfähig zu bleiben.
Dabei soll der Mann die Hygieneregeln verletzt haben und so seine eigene Hepatitis-C-Infektion auf die Patienten übertragen haben. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Mediziner selbst gar nichts von seiner Infektion wusste.
Die Anklage wirft dem Narkosearzt gefährliche Körperverletzung, Unterschlagung der Medikamente sowie Nutzung mangelhafter Arzneien vor. Seitens der Verteidiger gab es auf Anfrage keine Stellungnahme.
Erstmeldung vom 16.04.2023, 9.45 Uhr: Arzt steckt mindestens 51 Patienten mit Hepatitis C an
Vor fast fünf Jahren verunsicherte ein Hepatitisskandal Tausende Patienten der Donau-Ries Klinik im nordschwäbischen Donauwörth.
Nun beginnt am Mittwoch beim Landgericht in Augsburg die öffentliche strafrechtliche Aufarbeitung des Falls. Ein früherer Anästhesist des Kreiskrankenhauses ist angeklagt, weil er mindestens 51 Patienten mit Hepatitis C angesteckt haben soll. Die Strafkammer hat zwölf Verhandlungstage geplant, ein Urteil könnte es demnach Mitte Juli geben.
Im Oktober 2018 war der Fall bekanntgeworden, nachdem es Hinweise gab, dass Patienten, die zu Operationen in die Klinik gegangen waren, dort mit dem Virus infiziert wurden. Anfangs ging das Gesundheitsamt nur von vier bis fünf gesicherten Fällen aus, die Dimensionen wurden aber schnell immer größer. Letztlich wurden von der Behörde mehr als 1700 Männer und Frauen, die von dem beschuldigten Mediziner behandelt wurden, aufgefordert, sich auf Hepatitis C testen zu lassen.
Der selbst mit Hepatitis C infizierte Anästhesist soll sich in dem Krankenhaus von Februar 2017 bis April 2018 Narkosemittel abgezweigt haben. Das Landratsamt hatte einstmals mitgeteilt, dass der Mediziner medikamentenabhängig gewesen sei.
Zahlreiche Patienten fordern Schmerzensgeld
Nach Angaben der Ermittler hatte sich der Mann regelmäßig Schmerzmittel selbst gespritzt. Dabei soll er das für die Operationen vorgesehene Narkosemittel verunreinigt und so seine Patienten angesteckt haben. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm gefährliche Körperverletzung, Unterschlagung der Medikamente sowie Verstoß gegen das Medizinproduktegesetz vor.
Die Untersuchung der Hepatitis-Infektionen durch die Kripo war aufwendig und langwierig. Durch die Reihenuntersuchung wurden zwar etliche Patienten der Klinik gefunden, die ebenfalls die ansteckende Leberentzündung hatten. Die Ermittler mussten allerdings den Zusammenhang mit der Erkrankung des beschuldigten Arztes herstellen. Vor zwei Jahren wurde dann die Anklage gegen den Mann erhoben.
Zwischenzeitlich hatten auch zahlreiche infizierte Patienten Schmerzensgeldansprüche gegen die Klinik gerichtet. Die Versicherung des Kommunalunternehmens hat dann die Abwicklung der Schadenersatz-Zahlungen übernommen. Zehn der Geschädigten sind nun im Strafverfahren gegen den Mediziner auch Nebenkläger. In dem Prozess sollen mehr als 60 Zeugen und vier Sachverständige gehört werden.
Hepatitis C durch neue Medikamente gut heilbar
Hepatitis C ist eine Krankheit, die mangels Symptomen oftmals unentdeckt bleibt, allerdings auch schwerwiegende Spätfolgen haben kann. Laut der Deutschen Leberhilfe heilt die Infektion in 20 bis 50 Prozent der Fälle binnen eines halben Jahres von alleine aus. In den anderen Fällen werde die Leberentzündung chronisch und bleibe im Körper. Nach 20 bis 30 Jahren könnten dann bei einigen Betroffenen Zirrhose und Leberkrebs auftreten.
"Durch neue Medikamente ist Hepatitis C jedoch heute fast immer heilbar", betont der Selbsthilfeverein. Die Klinikpatienten, die durch die Reihentestungen erst von einer zuvor unbemerkten Infektion erfahren haben, konnten sich insofern dann behandeln lassen.
Vorschaubild: © Stefan Puchner (dpa)